Boris Johnson setzt EU unter Dauerschach – für den «Club der Verlassenen» wird die Luft dünn

EU-Ratspräsident Donald Tusk fordert gestern ein Ende vom «Schwarzen-Peter-Spiel» und übersah, Boris Johnson ist ein Schachspieler.
mg / Redaktion Quellen dpa/spiegel

Die Schuldfrage ist längst geklärt! Die EU will die Briten bis zum heutigen Tag nicht aus der Zollunion entlassen. Die bisherigen Verhandlungen waren aus Sicht der echten Brexitiers bloss abgekartete Scheinverhandlungen zwischen britischen Brexitgegnern und deren EU-Verbündeten.
Jetzt aber bläst Boris Johnson zum Generalangriff. Viel ihm sein eigenes Parlament in den Rücken, in dem es ihn per Gesetz zwingt, eine weitere Verlängerung zu beantragen, ändert der «Fuchs» nun seine Strategie und greift den «Club der Verlassenen» an mehreren Fronten gleichzeitig an.
(Zug 1) Boris Johnson rief Angela Merkel an. Diese habe sich gegenüber Johnsons neuen Vorschläge (erwartungsgemäss) kritisch geäussert. Daraufhin verkündeten anonyme Kreise aus dem Umfeld der britischen Regierung, dass die Verhandlungen gescheitert seien und brachten diverse Drohungen in Umlauf (Schach 1).
Johnson telefonierte mit verschiedenen EU-Ministerpräsidenten und forderte diese dazu auf, einer erneuten Verschiebung des Brexit nicht zuzustimmen (Schach 2). Weiter stellte er klar, Großbritannien bevorzuge jene EU-Länder, die gegen eine Verlängerung stimmen würden. Alle anderen müssten in Fragen der künftigen Zusammenarbeit «am Ende der Schlange» warten (Schach 3). Man würde bei einer erneuten Verschiebung auch nicht weiter verhandeln. Allein dadurch würde eine Verlängerung «vollkommen sinnlos». (Schach 4)
Zudem würde die in den EU-Verträgen festgelegte Pflicht zur loyalen Zusammenarbeit «in der Toilette landen» (Schach 5). Als amüsantes Supplement darf die Androhung verstanden werden, dass man gegebenenfalls Nigel Frage als EU-Kommissar nach Brüssel schicke (Schach 6).
Die Luft für den «Club der Verlassenen» wird dünn. Die Strategie «wir verhandeln nicht mehr» wird nicht länger zu halten sein •